Die Babadschi-Formel

Wir haben bereits den gesamten spirituellen Weg des Menschen in Begriffen des Patanjali-Systems erörtert [9]. Um uns nicht zu wiederholen, wollen wir dasselbe noch über die Analyse einer Formel für spirituelle Entwicklung besprechen, die vom Avatar Babadschi dargelegt wurde [8,11,18,27,59]. Diese Formel lautet:

Wahrheit — Schlichtheit — Liebe — Karma-Yoga (Dienen) — Zerstörung des eigenen niederen Ich um der Verschmelzung mit dem Ich Gottes willen.

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Die fleischliche Ankunft des Gesandten Gott Vaters, Jesus Christus, auf der Erde wurde mehrfach durch jüdische Propheten vorhergesagt. Doch als Jesus kam, erkannten nur wenige Juden in Ihm einen Christus; gerade sie wurden erste Schüler und Verbreiter einer für diese Region der Erde neuen Lehre Gottes. Die offizielle Synagoge aber erkannte Jesus dennoch nicht als einen Gesandten des Gott Vaters an und… wartet seither nun schon fast zweitausend Jahre auf einen anderen Christus.

Ähnliches beobachten wir auch jetzt in allen Massenorganisationen, die sich christlich nennen: Auch sie bemerkten Gott nicht, als Er in einem menschlichen Körper vor die Menschen trat.

Jesus Christus selbst hat prophezeit: “Wenn ihr den seht, den keine Frau geboren hat, dann werft euch auf euer Gesicht und verehrt ihn. Jener ist euer Vater.” (Evangelium nach Thomas, 16; s. [24]). Aber gerade so kam auf die Erde 1970 der Avatar Babadschi — und die “Christen” erkannten Ihn nicht.

Heute wirkt auf der Erde ein weiterer Avatar — Sathya Sai Baba; Er predigt erneut dieselbe Eine und Ewige Lehre des Gott Vaters — und wieder erkennen die Hierarchen keiner einzigen Massenkirche Ihn an!

Gott ist zum Konkurrenten für viele religiöse Organisationen geworden: Er kann ja ihre “Herden” zu sich “abwerben”. Wer wird dann für den Unterhalt all derer sorgen, die von ihrer Kirche leben? Deshalb macht beispielsweise die russische Orthodoxie ihren Gläubigen Angst: “Alles, was aus dem Osten kommt, ist vom Teufel!”, “Seid ihr nicht mit uns, kommt ihr in die Hölle!”…

Doch Jesus Christus inkarnierte ja im “Mittleren Osten”, in Judäa. Auch Krishna, Babadschi und Sathya Sai Baba sind aus dem Osten. Ist also Gott “aus dem Osten”?

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Babadschi ist einer der Vertreter des Gott Vaters, Sein Teil. Er inkarniert periodisch auf der Erde, um den Menschen als Avatar zu helfen. Eine Seiner Inkarnationen war gegen Ende des 19. Jahrhunderts; sie wurde beschrieben von Yogananda [65]. Eine weitere ereignete sich von 1970 bis 1984 erneut im nördlichen Indien, wo Er sich den Menschen zeigte, indem er für sich sogleich einen erwachsenen Körper materialisierte und in diesem 14 Jahre lang lebte.

Auch heute hilft Babadschi zusammen mit Jesus Christus, Sathya Sai Baba, Krishna und anderen Göttlichen Lehrern als individuellen Manifestationen des Gott Vaters würdigen Schülern Gottes, aber jetzt in nichtverkörperter Form.

Aus Seiner letzten irdischen Inkarnation hinterließ Babadschi den Menschen eine kurze und prägnante Version der Lehre Gottes. Ihr “Kern” ist die oben angeführte prägnante und erschöpfende Liste über all das, was wir Menschen tun sollten. Das Wichtigste für uns ist jetzt, richtig zu verstehen, was hinter diesen Worten steht, um es dann vollständig zu erfüllen.

Wahrheit

Dieser Punkt der Babadschi-Formel impliziert das Verstehen dessen, was Gott und die Evolution des Universalen Bewusstseins ist, was mein Platz darin ist und was ich konkret tun soll. Dies versteht heute kaum jemand.

So ist in Indien heutzutage ein beliebter “Volksgott” der märchenhafte (erdichtete) Ganesha, ein Mensch mit einem Elefantenkopf, der angeblich im Himmel aus dem Koitus anderer “Götter” geboren wurde.

In der “christlichen” Welt wird behauptet, unser Gott sei Jesus Christus, und die Moslems hätten einen anderen, “selbstverständlich falschen” Gott — Allah. Und das, obwohl Allah wörtlich übersetzt Gott Vater bedeutet. Gerade zu Ihm sollen wir, wie Jesus Christus predigte, unsere Liebe und unser Bestreben richten.

Zurzeit haben die meisten „Christen“ auch Gott Vater verloren, Der den Hauptplatz in den Predigten von Jesus einnahm, und die LIEBE, ohne die Menschen keine Chancen auf die Annäherung zu ihrem Schöpfer haben.

Ein intelligenter Mensch muss daher selbst lernen, den Unterschied zu sehen zwischen dem wahren Christentum als der Lehre Jesu Christi und jenen ihrer Abarten, die es unter verschiedenen Namen gibt. Darunter gibt es auch solche, die geradezu bis zur Perversion entstellt sind.

Was sollen die Meschen tun, die sich zu Christen zählen? Sie sollen die Lehre von Jesus Christus erlernen und sie befolgen!

Um diese Aufgabe zu erleichtern, soll diese Lehre nach den erörterten Themen systematisiert werden [8,18] und zweitens soll es eine Methodologie ihrer Ausführung geben*.

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Manch einer mag sich jetzt denken: Der Autor kritisiert bloß alle; er will sich sicher selber als “Retter” “hinstellen”!

Nein, nicht mich “will ich hinstellen”, sondern Gott! Ich brauche weder Ruf noch Ruhm; ich habe für mich ein bescheidenes und stilles Mönchsleben gewählt. Ich will den Menschen helfen. Ich diene Gott.

… Ja, Gott führt ungläubige Menschen nicht auf Direktem Wege zu sich. Dies sind Worte aus dem Koran.

Und der Gerade Weg zu Ihm ist der Weg der Liebe: Liebe zu Menschen und allen Lebewesen, zur Schöpfung und zum Schöpfer. Es ist der Weg zu Ihm als dem richtig verstandenen ZIEL. Es ist der Weg seelischer Selbstreinigung von all dem, was nicht Göttlich ist, darunter von Grobheit, Gewaltsamkeit und jeder Form von Egozentrismus, welcher durch Gott-Zentrismus zu ersetzen ist. Und all das ist machbar!

Wenn es euch auch nur einmal vergönnt wäre, in die Arme eines in menschlicher Gestalt erscheinenden nichtverkörperten Jesus zu gelangen und Seine Göttliche Liebe, Feinheit und Zärtlichkeit in Verbindung mit der grenzenlosen, durch das Verschmolzensein mit der Universalen Bewusstsein des höchsten Äons bedingten Kraft und Göttlichen Weisheit zu spüren, dann würde es sofort klar, was genau Gott im Menschen schätzt und wie Er uns sehen will!

Doch um dieser Umarmung würdig zu werden, müssen wir näher an Ihn herankommen — nicht körperlich, sondern nach seelischen Eigenschaften.

 

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Eine mögliche Antwort auf die Frage “Was ist Wahrheit?” lautet:

“Im Körper des Absoluten geht eine Evolution vonstatten. Unser ZIEL ist der Schöpfer.

Unsere Aufgabe ist es, aus einem Teil des Absoluten zu einem Teil des Schöpfers zu werden und Ihn durch uns selbst zu bereichern.

Dazu müssen wir zu einer starken, weisen und dem Primordialen Bewusstsein gleich verfeinerten Liebe werden.”

Schlichtheit

Schlichtheit ist gescheite Natürlichkeit in Lebensweise und Verhalten, es ist Bescheidenheit und die Abwesenheit von Hochmut und Geltungsdrang. Schlichtheit ist eine Voraussetzung für Liebe — und diese ist ein notwendiges Attribut spiritueller Kämpfer, als welche Gott uns sehen will.

Sie wird am besten geformt durch das Nahesein an der natürlichen Umwelt, durch die Fähigkeit, sich auf diese harmonisch einzustimmen. Gerade dort, in der Abgeschiedenheit von Gehölzen, Feldern und Seen, ohne schön bemalte Augenlider und geschminkte Lippen, ohne Ohrringe, ohne elegante Synthetikkleidung oder sogar überhaupt ohne Kleidung, können wir die Schönheit der Schöpfung und des Schöpfers lieben und die Hilfe Gottes optimal annehmen, indem wir unser Bewusstsein in Gottes Schöpfungswerke und in den Heiligen Geist einfließen lassen.

Schlichtheit kommt auch wunderschön in der Liebe zu anderen Menschen zum Vorschein: im Lächeln, in der Freundschaftlichkeit, in der Zärtlichkeit, in der Offenheit zu Freunden.

Allerdings gehört zu allem ein Maßempfinden. So wäre es etwa taktlos, nackt herumzulaufen unter Menschen, die einen nicht verstehen, um so die eigene “Schlichtheit” zu propagieren; ein harmonischer, spirituell geprägter Akt ist das mit Sicherheit nicht.

So auch bei sexuellen Beziehungen: Eine “Schlichtheit”, die zu Geschlechtskrankheiten und ungewollten Schwangerschaften führt, die mit Gewaltsamkeit und Selbstsucht einhergeht, ist nun gar nicht das, wozu uns Gott aufruft.

Eine “Spontaneität” beim Ausdruck eigener Kapricen, Bedürfnisse und Wünsche, wie sie heutzutage bei manchen pseudospirituellen Sekten und Zirkeln propagiert wird, hat mit der Wahrheit ebenso wenig gemein.

Über wahre Schlichtheit verfügen nur maßvolle Menschen des Sattva-Guna und solche, die noch höher aufgestiegen sind.

Dagegen verstehen Menschen des Tamas-Guna unter Schlichtheit entweder Gefühlsduselei oder Gewalt, Grobheit und Rangelei oder auch betrunkenes Grunzen im Schlamm.

Wahre Schlichtheit gehört zu einer “Gott-zentrierten” Bildung. Sie ist nicht für jene, die von Ihm weit entfernt sind.

Liebe

Liebe ist die Haupteigenschaft Gottes. Um mit Ihm zu verschmelzen (oder wenigstens, für den Anfang, der Hölle zu entkommen), müssen wir liebreiche Emotionen und Werke lernen und dabei entgegengesetzte Zustände und Taten in uns ausschließen, wie immer die Umstände auch sein mögen.

Liebe ist das Wichtigste, was Gott von uns will. Und wir haben keine andere Möglichkeit, Ihn zu erkennen und mit Ihm zu verschmelzen, als dass wir selbst zur Liebe werden.

Liebe sind emotionale Zustände, anders gesagt: Zustände der Bewusstseinsenergie. Und Bewusstseine (Seelen) sind wir. Jedes Mal, wenn wir aus dem Zustand der Liebe austreten, entfernen wir uns von Gott. “Jeder Austritt aus dem Zustand der Liebe führt zur Anhäufung von negativem Karma”, sagte mir einmal Gott [11].

Menschen geben die Schuld für ihre Nöte und Krankheiten allen außer sich selbst. Dabei sind ja gerade wir selbst immer daran schuld.

Es ist von grundsätzlicher Wichtigkeit zu verstehen, dass ein fester und stabiler Zustand der Liebe nicht anders erreicht wird als durch eine psychische Selbstregulierung. Hierzu gehört die Arbeit mit Chakren, in erster Linie mit dem Anahata-Chakra. (Entsprechende Methoden sind nachstehend dargelegt.)

In alten Zeiten wurde im Christentum eine Praktik zur “Öffnung” des spirituellen Herzens entwickelt, die als “Jesus-Gebet” bekannt wurde. Der spirituell Strebende wiederholte dabei fortwährend einen Gebetsaufruf an Jesus. Dies verhalf dem Gebet bei manch einem nach mehreren Jahren zum “Durchbruch” ins spirituelle Herz, und sie erkannten so, was die Liebe in der Tat ist. Das ganze Leben eines solchen Menschen veränderte sich dadurch grundlegend [31].

… Früher einmal hatte Gott, der mein aufrichtiges und intensives Bestreben zu Ihm und zur Unterstützung anderer Menschen sah, mir dabei geholfen, ein erstaunlich effektives System von Methoden zur “Öffnung” und Entfaltung des spirituellen Herzens zu entwickeln. Diese Methoden fanden in einer Reihe meiner Bücher teilweise Erörterung und wurden seinerzeit in Russland und einigen anderen Ländern umfassend unterrichtet.

Hier sei jedoch gleich vorweggenommen: Nur wenigen von Tausenden Schülern gelang es, eine reale und genügend vollständige Erkenntnis des Gott Vaters zu erreichen. Woran lagen die “Abgänge”? An der Unfähigkeit der Übrigen, die einzelnen Punkte der “Babadschi-Formel” vollkommen zu verinnerlichen.

So mangelte es der überwältigenden Mehrzahl der Schüler an jenem Bestreben zur Gott-Erkenntnis, das ihnen erlaubt hätte, die Aufmerksamkeit in genügendem Maße auf Gott zu lenken, weg von Gegenständen der materiellen Welt. Andere gaben, von Sektierern eingeschüchtert, auf.

An und für sich können Psychotechniken einen Menschen nicht zu Gott bringen; sie dienen nur als ausgezeichnete und notwendige Hilfsmittel. Aber eine Voraussetzung für den Erfolg ist indes die Fähigkeit, mit einem entwickelten Intellekt die volle Wahrheit zu begreifen und ein unnachgiebiges, liebevolles Streben nach dem Hauptziel zu entwickeln; mit anderen Worten: sich in den Schöpfer zu verlieben.

Die spirituelle Entwicklung eines Menschen sollte unbedingt umfassend sein. Sie sollte sowohl eine intellektuelle Komponente einschließen wie eine ethische und später auch eine psychoenergetische.

Auch die Liebe kann beim Menschen nicht allein durch Anahata-Übungen in einem Unterrichtssaal gedeihen. Die sich entwickelnde Liebe muss das ganze Leben und alle Lebensbereiche füllen.

Sie muss sich äußern:

— im fortwährenden Verweilen des Bewusstseins in einem Anahata-Zustand,

— in einem aufrichtigen, respektvollen und taktvollen Umgang mit jedem bekannten und unbekannten Menschen,

— in der Leichtigkeit, Beleidigungen zu vergeben und zu vergessen, anstatt sich zu rächen,

— und auch in einem Verhalten, bei dem niemand unverdientermaßen gekränkt oder betrübt wird.

Sie muss die aufopferungsvolle Bereitschaft hervorbringen, anderen sogar zu eigenem Nachteil zu helfen; die Interessen anderer, dessen würdiger Menschen sind höher zu stellen als die eigenen. Sie muss sich nicht nur auf Gott und die Menschen ausbreiten, sondern auch auf Tiere und Pflanzen; niemand kann mit Recht denken, seine Liebe sei weit entwickelt, wenn er bereit ist, Pflanzen unnötig zu töten und zu verletzen, wenn er, um die eigene Esslust zu befriedigen, ein Ernähren mit Tierkörpern gut heißt.

Liebe muss tadellos sein bei Beziehungen zu Kindern; sie soll sich etwa darin äußern, dass man nicht reizbar ist. Allerdings ist beim Erziehen zu Anstand und Disziplin eine gewisse Strenge zu wahren — um der Kinder selbst willen!

Auch im Bereich der Sexualität sollte jeder die Qualität seiner Liebe untersuchen, denn gerade hier treten menschliche Laster sehr deutlich zu Tage.

Jede Form von Gewaltsamkeit und Zwang beim Sex, auch in Worten und sogar in Gedanken, steht in Opposition zur Liebe.

Dasselbe ist der Fall, wenn ein Mann sich nicht darum kümmert, eine unerwünschte Schwangerschaft seiner Partnerin zu verhindern.

Ein weiteres Beispiel ist Passivität der Frau beim Geschlechtsakt, wenn sie also dem Mann nicht ihre Liebe schenkt, sondern nur egoistisch auf die eigene Befriedigung wartet und danach oft noch beleidigt ist, dass er “es nicht richtig macht”. (Alle Menschen unterscheiden sich ja voneinander in ihrer Sexualität. Und ein neuer Partner weiß nie im Voraus, wie er es dir besser besorgen kann!)

Wahre Sexualität ist eben die Kunst, sich selbst die eigene Liebe durch sexuellen Umgang zu schenken. Und nur, wenn auf beiden Seiten Liebe und Schenken sich begegnen, können die Partner zu einer Harmonie finden.

Ich bin überzeugt, dass sehr vielen Frauen ein Buch von Barbara Kiesling helfen könnte, in dem wunderschön beschrieben wird, wie die Frau gerade ihre sexuelle Liebe praktisch schenken kann [40]. Allerdings würde ich nicht zu allem raten, wovon dort die Rede ist. So erhöhen häufige oral-genitale Kontakte ganz entschieden die Wahrscheinlichkeit von Infektionen. Auch ist sexueller Umgang mit vielen Partnern auf einem ernsthaften spirituellen Weg absolut unzulässig. Denn hierbei kommt es zu intensivem Energieaustausch mit ihnen, wodurch ihre möglichen energetischen Grobheiten, Verschmutzungen und Krankheiten übernommen werden könnten.

... Jeder baut ihr Schicksal selbst, mit der Freiheit des Willens, die uns von Gott gegeben ist. Manch einer entwickelt sich in aufopfernder Liebe, den anderen helfend. Ein anderer pflegt in sich launenhaften Egoismus, Hass, Grobheit, Grausamkeit. Die ersten verzeihen die anderen tolerant; sie treten nicht in Feindseligkeit und damit bewahren sich in Liebe und Streben nach dem Schöpfer — und erreichen Ihn. Die zweiten werden zu “Apfällen der Evolution“. Die ersten können mit vollem Recht Christen genannt werden. Und die zweiten, obwohl sie Kreuze tragen und Kirchen besuchen, — wie soll man sie nennen?

… Gott hat unsere Sexualität nicht nur als Mittel der Fortpflanzung konzipiert, sondern auch als Weg zu spiritueller Vervollkommnung. Sie kann es zwei sich liebenden Menschen sehr erleichtern, ihre Liebe in Zärtlichkeit, Fürsorglichkeit, Selbstaufopferung und Bewusstseinsvereinigung wachsen zu lassen. Dies bereitet sie darauf vor, mit dem Bewusstsein des Höchsten Geliebten, unseres Schöpfers, zu verschmelzen. Sexuelle Liebe kann direkt die Entwicklung des spirituellen Herzens fördern, wovon wir bereits gesprochen haben. Denn sie lehrt uns (wenn alles gut geht) den Frieden — einen untrennbaren Bestandteil der Vollkommenheit und eine der Eigenschaften Gottes, die wir uns aneignen sollen.

Doch dies alles bezieht sich nur auf Menschen mit einer sattvischen, reinen Sexualität, welche auf ihrem spirituellen Weg real vorwärts kommen. Sie beschleunigt dann wesentlich ihren Fortschritt.

Dagegen kann Sexualität bei grobfühligen und selbstsüchtigen Menschen, deren spirituelle Herzen unentwickelt sind, diese noch weiter verderben und sie in die Hölle treiben.

Ein Unheil für die spirituelle Evolution vieler Menschen ist die erdenweite Verbreitung eines lieblosen und pervertierten “Christentums” geworden. Dieses hat nicht zuletzt die sexuelle Liebe mit einem Bann belegt und den Verzicht auf sie zu einer “christlichen Tat” erklärt. Es hat alle Empfängnisakte entweiht, indem es sie als “befleckt” bezeichnete — im Unterschied zu der angeblich “unbefleckten” Empfängnis der Mutter von Jesus Christus.Überhaupt wurde der menschliche Körper, speziell der einer Frau, als schamwürdig und schmählich erklärt. Sogar das Wort “Beine” auszusprechen war für “anständige” Menschen damals genierend. Worte, die sich auf Sexualität bezogen, galten als “unanständig”; sie erschienen zunehmend als Beschimpfungen, um andere Menschen zu verleumden. So entstand eine Sprache des Tamas-Guna, die auch heute weiter lebt — unflätiges Fluchen.

Wie sollten dann Menschen, die vom verabscheuungswerten “Laster” der Sexualität überwältigt waren, die diese bei sich selbst und besonders bei anderen hassten, ein reines Verhältnis zu ihr entwickeln, ohne welches man ja kaum erwarten kann, das Bewusstsein zu verfeinern, Liebe zu entfalten und Gott näher zu kommen?

Die Menschen hatten zunehmend Angst vor dem, was ihnen ja gerade helfen konnte, besser zu werden.

Männer riefen dazu auf, die Frauen gerade deswegen zu hassen, womit diese ihnen helfen könnten. Denn eine Frau ist — im Durchschnitt — wesentlich subtiler als ein Mann; hierzu prädestiniert sie nicht zuletzt ihr hormonaler Status. Sie steht — dieser Eigenschaft nach — Gott näher.

Dies lehrte ja auch Jesus Christus [24], indem er sich an die Männern richtete:

“Achtet sie, beschützt sie; wenn ihr so handelt, werdet ihr ihre Liebe gewinnen… und ihr werdet Gott angenehm sein…

Liebt auch eure Ehefrauen und achtet sie…

Seid mild gegenüber der Frau; ihre Liebe veredelt den Mann, erweicht sein verhärtetes Herz, zähmt die Bestie in ihm und macht ihn zum Lamm.

Ehefrau und Mutter sind unbezahlbare Schätze, die Gott euch gegeben hat; sie sind die besten Zierden der Welt…

Darum sage Ich euch, dass eure besten Gedanken hinter Gott den Frauen gehören sollen; die Frau ist für euch ein göttlicher Tempel, in dem ihr überaus leicht das vollkommene Glück bekommt. Schöpft aus diesem Tempel moralische Stärke; dort vergesst ihr eure Sorgen und Missgeschicke und erlangt wieder die verlorenen Kräfte, die ihr nötig habt, um dem Nächsten zu helfen.

Setzt sie nicht der Erniedrigung aus; ihr werdet damit nur euch selbst vor Gott erniedrigen und jenen Zustand der Liebe einbüßen, ohne den nichts hienieden existiert.

Beschützt eure Frau, so dass sie euch und eure ganze Familie beschützen kann; alles, was ihr für eure Mutter, eure Frau, für eine Witwe oder eine andere Frau in Not tut, werdet ihr für Gott tun” (Das Leben des Heiligen Issa, 12,13-21).

Doch das “Christentum” (und nicht nur dieses) erklärte die Frau zum “Ursprung der Sünde” und schrieb ihr vor, ihren Körper auf alle mögliche Art zu verbergen. Jahrhunderte hindurch waren in Russland die Frauen sogar verpflichtet, in fersenlangen Mänteln zu baden. Und sogar, in der Kleidung zu schlafen. In Russlands “Brjantschaninow’schen” Klöstern wird das bis heute streng befolgt: “Du könntest ja nachts im Schlaf sterben und müsstest dann nackt vor den Herrn treten! Welch eine Schande wäre das!”.

Eine weitere Gemeinheit ähnlicher Art ist die Erklärung, ein Teil der zur Welt gekommenen Kinder — durch Gott für eine Entwicklung auf der Erde inkarnierter Seelen — sei “illegitim”, weshalb die Mutterschaft der Frauen, denen Gott diese Seelen anvertraut hat, schmachvoll sei!

… Es gilt zu verstehen, dass gerade Menschen des Tamas-Guna, die im Laster leben und nichts als Laster um sich herum sehen, auf die ihnen eigene aggressive Art die “Zügel der Regierung” bei anfänglich heiligen religiösen Bewegungen an sich reißen und diese wie auch die Lehre Gottes allmählich ins Gegenteil verkehren.

So auch beim sexuellen Lebensaspekt: Sie können, als der Hölle angehörig und von der Leidenschaft besessen, Gewalt zu üben, zu entehren und nur ihre niederträchtigen egoistischen Gelüste zu befriedigen, sich nicht vorstellen, dass für andere, sattvische Menschen, die Sexualität keine Lüsternheit ist, sondern ein Liebesgeschenk, ein Sich-Schenken. Und dass sie auch zu ihrem Dienst für Gott gehört!

 

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… Sexbegeisterung ist aber auch schlecht. Der Begriff “Ehebruch” ist nicht nur für Menschen von Bedeutung, sondern auch für Gott. Er bedeutet sowohl Übermaß an sexuellen Kontakten als auch Sex mit unangemessenen (dem spirituellen Entwicklungsgrad nach nicht übereinstimmenden) Partnern.

Das Risiko von sexuell übertragbaren Krankheiten ist gerade der Mechanismus, den Gott nutzt, um bei Menschen die Tendenz zu exzessivem Sexvergnügen “abzubremsen”.

Im Kern geht es hier darum, dass wir uns bemühen sollten, unser Hauptaugenmerk auf die Suche nach Gott zu richten, ohne uns übermäßig von irgendetwas anderem ablenken zu lassen — wobei Sex nur eine von solchen Leidenschaften ist.

… Ergo muss jeder bei Sex wie bei allem anderen die “goldene Mitte” zwischen zwei Extremen finden…

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Eine Bewusstseinsverfeinerung und die Erlangung wahrer Sattva als der notwendigen Stufe zur Erkenntnis des Heiligen Geistes und Gott Vaters sind nicht möglich, ohne dass man Konzeptionen der SCHÖNHEIT in sich aufnimmt.

“Schönheit: Auf dieser Formel festigt das Kosmos die Evolution”, lehrte uns Gott durch Elena Rerich [28s,41].

Spirituelle Schönheit existiert auf zwei Stufen der Skala der Gunas: in Rajas und Sattva.

Rajas steht hier für Energie, Konzentration und Enthusiasmus. Es ist ein spiritueller Krieger mit unbeugsamer Willenskraft.

Das Rajas-Motiv findet sich auch in Naturzuständen; es kann durch Tanz, Musik oder Kunst zum Ausdruck kommen. Beispielhaft für Letzteres sind Bilder von Nikolai Rerich.

Sattva ist eine subtile und von zärtlicher Liebe durchdrungene spirituelle Reinheit und Schönheit — die unmittelbarste Stufe zur Erkenntnis des Heiligen Geistes.

In der Natur findet man den Sattva-Zustand im reinen Licht der aufgehenden Sonne, im frühjährlichen Gesang der Vögel, in der bezaubernden Stille eines ruhigen Abends.

Eines der besten Beispiele für hochsattvische Musik sind einige Kompositionen von Uma Shankarananda.

Die sattvische Schönheit eines harmonischen menschlichen Körpers ist ebenfalls spirituell schön und kann auf die bei den meisten Menschen mangelnde Zärtlichkeit, Sanftmütigkeit, Ruhe und Friedlichkeit einstimmen.

 

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Noch ein Federstrich zum Thema Liebe.

Ich fuhr einmal lange mit dem Zug, arbeitete meine Demut auf und studierte die Situation: Meine Nachbarn waren eine sehr beleibte und gröbliche Mutter mit einem überdimensionalen Körper und ihr ungefähr 15-jähriger Sohn, Student einer Suworow-Oberschule und zukünftiger Offizier.

Über den ganzen Weg, viele Stunden lang, brüllte die Mutter ununterbrochen durch den halben Waggon. Worüber? Sie… unterhielt sich einfach mit ihrem Sohn und schrie ihm dabei alles zu, was ihr so in den Sinn kam, alle ihre Gedanken. Etwa: “Söhnchen! Ich gehe jetzt in die Toilette den Apfelgriebs wegwerfen!… … Warum antwortest du nicht, wenn deine Mutter mit dir redet???!!!” Und das abgequälte, stumpfgesichtige “Söhnchen” konnte nur noch, zum Fenster abgewandt, schwach mit dem Kopf nicken…

Wie kann man das Verhalten dieser ihren Spross aufrichtig liebenden “Mutti” einschätzen?

Gewaltanwendung? Ja. Taktlosigkeit? Ja. Man könnte noch weitere ihrer Eigenschaften nennen… Jetzt aber ist anderes zu unterstreichen: In ihrer Liebe fehlte Ruhe.

Die Fähigkeit zu tiefer innerer Ruhe, besonders wenn keine energischen Handlungen nötig sind, ist eine sehr wichtige und wertvolle Eigenschaft. Es ist die Grundvoraussetzung für wirkliche Liebe.

Die Versuche, ohne Ruhe zu lieben, nehmen gelegentlich Eigenschaften an, wie sie in dem geschilderten Beispiel verdeutlicht wurden. Eine solche “Liebe” kann nur ihre Opfer verletzen. Sie erzeugt bei ihnen lediglich das starke Bedürfnis wegzulaufen. Wenn man denn irgendwohin weglaufen kann…

… Den Zustand Gott Vaters in Seiner Wohnstätte kann man als zärtliche Ruhe beschreiben. Wir wollen das von Ihm lernen, wenn wir uns auf die Begegnung mit Ihm vorbereiten.

Wahre Ruhe steht jedoch nicht im Widerspruch zu gesunder Tatkraft, sondern steht mit dieser harmonisch in Verbindung. Überlegen wir uns nun dieses Postulat und wenden es auf uns an!

Karma-Yoga (Dienen)

Karma-Yoga heißt: “Weg zur Verschmelzung mit Gott durch Handlungen des Dienens”.

Was bedeutet es nun, Gott zu dienen?

Ein inkompetenter Leser könnte dabei an Gottesdienst denken. Und was ist das? Gebete… Und was sind Gebete? “Gib, o Herr! Gib, o Herr!”…

Ja, für die meisten Gläubigen, die sich als Christen sehen, ist das Gebet eine Bettelei vor Gott. Darin sehen sie auch paradoxerweise ihre Pflicht, ihren “Dienst” an Gott…

Aber Gott braucht unsere Betteleien nicht! Er schenkt ihnen kein Gehör! Sonst würden Ihm “die Ohren weh tun” von dem ganzen durch Menschen erdachten Unsinn, von den Anrufungen an Ihn gleichsam wie an einen Diener, der dazu verpflichtet sei, allerlei zu servieren.

Was für Ihn wichtig ist, sind unsere Anstrengungen, besser zu werden und anderen Menschen dabei zu helfen. Er wünscht sich unsere aktive Beteiligung — eines jeden! — an Seiner Evolution! Und nicht passives Gejammer in Erwartung von “Barmherzigkeit” aus dem Himmel…

Anderen Menschen auf diesem Weg helfen: Das ist Dienst für Gott! Er selbst erklärte es direkt u.a. durch Jesus Christus, Babadschi, Sathya Sai Baba; viele schöne Worte widmete diesem Thema auch der Apostel Paulus [8,18].

Man darf diese Hilfe aber nicht eng sehen, nur als Predigen und religiösen Unterricht oder das Verfassen einschlägiger Literatur. Nein. Damit die Menschen fruchtbar auf der Erde leben und evolvieren können, benötigen sie auch noch Wohnung, Essen, Kleidung, Brennstoff, Transportmittel, Sicherheit, medizinische Hilfe, eine Ausbildung in Lesen, Schreiben und Wissenschaften und vieles andere. Darum heißt Karma-Yoga, anderen Menschen in allem Guten zu helfen.

Ein überaus wichtiges Merkmal des Karma-Yoga ist auch das richtige Handlungsmotiv: d.h. man handelt nicht um eines Vorteils oder einer Belohnung willen, etwa in Form von Bezahlung. Man handelt, um anderen zu helfen, um sie zu beschenken. Dies bedeutet aber nicht unbezahlte Arbeit. Es liegt dann aber schon bei demjenigen, dem geholfen wird, und bei Gott, für das materielle Wohlergehen des Gebenden zu sorgen.

Mit anderen Worten: Wechselseitige “Kalkulationen” edelmütiger Menschen, die einander helfen, sind ein Austausch von Gaben. Alle nötigen Einzelheiten der “Gaben-Theorie” sind durch Gott im 17. Kapitel der Bhagavad Gita dargelegt worden [8,18].

Das Wichtigste dabei: Gott sieht nur jene Gaben als sattvisch, also wahrhaftig und rein, die einem würdigen Menschen zu rechter Zeit und am angemessenen Ort gegeben werden.

Eine vollständige Definition von Karma-Yoga lautet somit: uneigennützige Unterstützung aller Würdigen in allem Guten.

Es ist sehr wichtig zu unterstreichen: Ein Mensch entwickelt sich richtig nicht durch Schmarotzertum und Bettelei, nicht durch endloses Wiederholen von Gebeten und Körperbewegungen bei religiösen Riten, sondern durch kreative Anstrengung und durch aktive Liebe zu anderen evolvierenden Wesen, die sich in aktiven Werken um ihres Wohlergehens willen äußert.

Sathya Sai Baba erläutert die Idee des Karma-Yoga an einem anschaulichen Beispiel. Er sagt: Wenn wir Mitglieder ein und derselben Familie sind, dann wollt ihr doch nicht beim Familienoberhaupt um einen Lohn für jede zuhause verrichtete Arbeit bitten. Gegen Geld arbeiten Fremde, nicht Angehörige. So dürft auch ihr, wenn ihr Gott als euren Vater empfindet, keine Geschäfte mit Ihm anstellen; ihr solltet vielmehr im Interesse Seines Werkes wirken, um Seinetwillen, um der Evolution willen, nicht um euch selbst willen [10].

Gerade wenn wir so handeln, hilft Gott uns dabei, uns sowohl intellektuell zu entwickeln als auch in der Liebe und Kraft.

Zerstörung des eigenen niederen Ich um der Verschmelzung mit dem Ich Gottes willen

Dieses Kapitel der Lehre von Babadschi ist das abschließende. Es beinhaltet die Verschmelzung des individuellen Bewusstseins eines Menschen, der in den höchsten Äon gelangt ist, mit dem Bewusstsein des Schöpfers. Hierbei löst sich die Selbstwahrnehmung im grenzlosen Ozean des Schöpfers auf.

Inkompetent und sehr schädlich sind die Versuche von Anführern mancher Sekten, entweder die Selbstwahrnehmung der Schüler restlos zu zerstören, ohne ihnen ein neues Substrat für Selbstidentifikation zu bieten*, oder aber umgekehrt, ihnen einzuflößen, dass sie sowieso schon Gott sind. Die Selbstwahrnehmung eines Menschen sollte ja nicht zerstört, sondern übertragen werden. Das Erkennen Gottes und die Verschmelzung mit Ihm erfolgt nicht durch Suggestion oder Autosuggestion, sondern durch das stufenweise Eintreten eines richtig entwickelten Bewusstseins in immer feinere Äonen, die nach und nach erforscht und gemeistert werden. Anschließend lernt man, das eigene Bewusstsein zunächst mit dem Bewusstsein des Heiligen Geistes zu verschmelzen und danach mit dem des Schöpfers. Alle anderen Zielsetzungen sind Sackgassen und führen entweder zu Entwicklungsverzögerungen oder zur Kultivierung grober Laster und zum Weggang in eine Gott diametral entgegengesetzte Richtung. Dies droht mit Diabolisierung und Irrsinn.

Die Arbeit an diesem Punkt der Babadschi-Formel soll mit einer elementaren Korrektur des eigenen Verhaltens und der Selbstwahrnehmung beim Umgang mit anderen Menschen beginnen.

Geradezu lächerlich erscheint aus Sicht des spirituellen Wachstums die Neigung vieler, anderen Menschen ihre Dominanz aufzuzwingen und als “erstrangig” und “wichtig” gelten zu wollen.

Gewaltsamkeit, Überempfindlichkeit, Neid, Vergeltungssucht, Zornigkeit, Herrschsucht und Habgier, sexuelle Lüsternheit und auch jedes intensive Wollen von irgendetwas bei anderen Menschen oder bei Gott: Dies alles sind lasterhafte Manifestationen unseres niederen Ich. Sie müssen beseitigt werden.

Viele äußerst wertvolle und prägnante Gebotsformeln hierzu hinterließen uns Jesus Christus und Seine Apostel: Setze dich nicht an den ersten Platz, wenn du spirituell wachsen willst; werde zum Diener gegenüber anderen Menschen, nimm niemandem etwas übel, räche dich nicht, achte andere höher als dich selbst usw. [8,18].

Genau davon sprachen klar und prägnant Lao Tse und Juan Matus [8,18]*.

Um die Manifestationen des eigenen “hervorstehenden” niederen Ich für immer zu überwinden, sind eine tiefgehende Selbstanalyse und Bußarbeit notwendig.

Die übliche orthodoxe oder katholische Beichte ist jedoch keine optimale Lösung. Es geht darum, dass es in Wirklichkeit gar keinen “Sündenerlass” gibt, allen voran nicht bei Gott.

Der Zweck der Buße besteht nicht darin, Vergebung für bestimmte Verfehlungen zu erhalten, sondern darin, sich selbst von Lastern zu reinigen.

Die “Sünden”, d.h. unsere Fehler, sind entweder die Folge von Unerfahrenheit und Unwissenheit oder aber konkrete Manifestationen jener seelischen Eigenschaften, die sich Laster nennen.

Es wird aber nicht wieder gut. Die Befreiung von Lastern führt in Wirklichkeit über Selbstanalyse, Reue und danach über strenge Selbstkontrolle.

Wenn ein Laster dann nicht sogleich verschwindet, dann muss man seine Manifestationen genau zurückverfolgen, von der Kindheit an (manchmal sogar in früheren Leben). Dabei gilt es, alle falsch behandelten Situationen gedanklich aufzuarbeiten.

Mehr noch: Es ist zweckmäßig, mögliche zukünftige Manifestationen des Lasters im Voraus “durchzuspielen”.

Wichtig ist auch, nach Möglichkeit zu versuchen, die eigene Schuld mit den von uns verletzten Menschen, Tieren oder sogar Pflanzen “auszubügeln”. Falls diese nicht mehr “am Leben” sind, wenden wir uns an sie als an nichtverkörperte Seelen. Denken wir daran: Die Anstrengungen, die wir zur Reinigung von Lastern unternehmen, nimmt Gott wahrlich an.

Einer “Buß-Bearbeitung” sind alle Ausdrucksformen eigener Nicht-Liebe zu anderen Wesen und zu Gott zu unterziehen, alle egoistischen Handlungen und Gefühle.

* * *

So stürmen etwa viele stumpfsinnig-egoistische Menschen sogleich in U-Bahn- oder Bahnwaggons, sobald die Türen aufgehen, und sie lassen dabei nicht zuerst diejenigen herauskommen, die an der jeweiligen Haltestelle aussteigen.

Desgleichen versperren sie beim Warten auf Autobusse und Straßenbahnen mit ihren Körpern den Bürgersteig, anstatt sich abseits zu stellen, um niemanden zu behindern.

Oder beim Eingang in eine U-Bahn-Station: Die einen halten die Tür und helfen so dem dahinter Gehenden einzutreten, andere wiederum schauen sich nicht einmal um und lassen die Tür los, die dann auf ihren “Nächsten” zuprallt.

Selbstsüchtige Primitivlinge führen sich, auch wenn sie in eine gesunde spirituelle Schule kommen, auf die gleiche charakteristische Art auf. Im Unterricht geht es ihnen gut, sie schweben in Glückseligkeit, im Glück. Kaum aber ist der Unterricht zu Ende, wird es ihnen wieder schlecht: Sie haben sich ja schon daran gewöhnt, dass man es ihnen angenehm macht, und jetzt hat man damit aufgehört… Und da es ihnen jetzt “schlecht” geht, richten sie ihre aufwallenden negativen Emotionen gegen den Ausbilder und die Schule…

Ein egoistischer Mensch kennt nur sein persönliches Interesse und rebelliert, wenn auf seinem Weg ein Hindernis in Form von Bedürfnissen eines anderen Menschen auftaucht.

Mehr noch: Jedes intensive Verlangen von was auch immer verweist auf eine lasterhafte Manifestation des niederen Ich des Wollenden. Solche Begehren können den Mechanismus bioenergetischen “Vampirismus” in Gang bringen und zur Ursache von Krankheiten bei Adressaten der Wünsche werden [11]. Auch wird das Schicksal der Wollenden dadurch “schwerer”.

Dagegen ist ein liebevoller Mensch stets zuvorkommend: Er ist darauf bedacht, niemanden bei irgendetwas zu behindern, sondern umgekehrt, er will nach Möglichkeit jedem helfen; die Bedürfnisse anderer sind ihm wichtiger als die eigenen.

Er wird sich beispielsweise niemals in eine Tür vordrängen und andere dabei beiseite stoßen.

Er ist immer höflich, wohlwollend, er ist darauf bedacht, niemanden mit was auch immer unnötig zu deprimieren, auch nicht mit seinen nicht gerade guten Zuständen wie Krankheit oder Müdigkeit.

Im Sex ist er unaufdringlich und wartet, bis der Wunsch beiderseitig wird.

… Von großer Hilfe bei derartiger Selbstanalyse können die detaillierten Empfehlungen von Sathya Sai Baba zu diesem Thema sein [8,18].

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… Wer sich von Grobheiten gereinigt und die Fähigkeit zur Einstimmung auf sattvische Naturphänomene erlangt hat, ist bereit für Meditationen zum Thema “Selbstauflösung” in der Harmonie des umgebenden Raums. Dies gelingt am besten an stillen Abenden, bei der Morgendämmerung, im Wald, in der Steppe oder an Gewässern. Meditiert wird nach folgendem Schema: Es gibt nur den harmonievollen Raum — den Wald, den See, die Steppe. Mich gibt es nicht. Hierbei dehnt sich das Bewusstsein vom Anahata-Chakra ausgehend aus und stimmt sich auf die subtile Reinheit der Naturwelt ein.

Die nachfolgenden grundlegenden Etappen sind zunächst die Verschmelzung mit dem Heiligen Geist in der Pranava-Meditation (siehe unten) und danach die schrittweise Meisterung der “totalen Reziprozität” (Nirodhi) in den Äonen des Heiligen Geistes und Gott Vaters.

So beendet ein Mensch für immer seine individuelle Evolution und wird zu einem Teil des Primordialen Bewusstseins, des Schöpfers. Danach setzt er sein Schöpferleben bereits als Er selbst vor.